Um eines vorweg zu nehmen: Ich bin Omnivore oder auch Allesfresser. Ich esse gerne Fleisch, Geflügel, Fisch und nahezu alle Obst- und Gemüsesorten. Nur weil ich etwas bin, bedeutet das aber in meiner Welt nicht, dass ich alle hasse, die anders sind. Von mir aus soll jeder essen, was er will. Ob Vegetarier, Veganer, Flexitarier, Frutarier, Freetarier, Pescetarier, Rohköstler oder was auch immer… wenn du mit deiner Ernährung zufrieden bist und dir deine Ernährung keine gesundheitlichen Probleme bescherst, ist das doch völlig in Ordnung. Es kommt meiner Meinung nach nicht darauf an, was man ist, sondern mit welcher Einstellung man das tut. Es spielt nicht einmal eine besonders große Rolle, warum du dich für deine Ernährungsweise entschieden hast. Ob du dich so ernährst wie du dich ernährst, weil es deine Gesundheit positiv beeinflusst, die dabei hilft, irgendwelche Ziele zu erreichen, auf Fleisch verzichtest, weil du nicht für den Tod von Tieren verantwortlich sein willst oder nur von der Natur freigegebene Lebensmittel ist, um an der gesamten Natur keinen Schaden anzurichten… alles völlig in Ordnung. Natürlich kannst Du zu alles und jedem eine Meinung haben, also zu deiner Ernährung, zu meiner Ernährung und zur Ernährung jedes anderen Menschen auf diesem Planeten… auch das ist völlig in Ordnung. Der Spaß hört aber auf, wenn Du versuchst, dein Gedankengut auf eine manipulative, aggressive oder menschenverachtende Weise in den Kopf eines anderen Menschen zu pflanzen, um ihn davon zu überzeugen, dass deine Ernährungsweise die einzig Richtige ist. Und genau das tut die sogenannte Militante Veganerin.
Wer ist die Militante Veganerin?
Die Militante Veganerin ist das Pseudonym der 1996 in der Schweiz geborenen Ärztin Raffaela Raab, die auf vielen Social Media Plattformen und – wenn man Pech hat – auch auf offener Straße ihre Unwesen treibt. Das Pseudonym spricht dabei schon Bände, denn Militant stammt von Militär und bezeichnet Menschen, die mit kämpferischen Mitteln für ihre Überzeugung eintreten. Es handelt sich also um eine durchaus aggressive und offensive Methode, andere vom eigenen Gedankengut zu überzeugen. Dabei wird die gegnerische Meinung unterdrückt, diskriminiert und diskreditiert. Einfach gesagt tut sie nichts anderes, als zu versuchen, Menschen zu manipulieren, die schwach genug sind, sich von ihr manipulieren zu lassen. Ihre Manipulationsversuche nehmen dabei zwei mögliche Formen an:
In Variante 1 geht sie gezielt auf einen Menschen zu, der offensichtlich Fleisch konsumiert oder aber in einem fleischverarbeitenden Betrieb arbeitet. Sie beginnt dann sehr schnell damit, ihren Unmut auszudrücken, indem sie den Menschen oder seine Arbeit beschimpft und damit unzweifelhaft Rufmord betreibt, weil diese Beschimpfungen fast immer im Beisein mehrerer Unbeteiligter stattfinden.
In Variante 2 geht sie gezielt auf Passanten zu und fragt sie etwas wie “Bist du schon veganer?”. Auf die häufigste Antwort “Nein” oder Abwandlungen wie “Nein und werde ich auch nicht” folgt dann ein relativ einseitiges Frage- und Antwortspielchen. Die Militante Veganerin stellt dann Fragen, die an das Gewissen des Opfers appellieren. Sie fragt beispielsweise Dinge wie “Rechtfertigt der Geschmack von Fleisch, dass du Tiere ermordest?” oder “Würdest du auch dein Haustier töten, wenn es schmecken würde?” und Ähnliches. Dabei beantwortet sie aber niemals Gegenfragen, hat sogar live vor der Kamera gesagt, dass sie das nicht mache, um die Fragen vom Tiermördern zu beantworten.
In beiden Varianten werden die Opfer nicht selten als Mörder, Tierschänder, Speziesisten und Vergewaltiger beschimpft. In einem (sowohl instrumental als auch vokal extrem schlechten) Song, der auf Spotify veröffentlicht wurde und den Titel “Was du nicht willst” trägt, singt sie über ihre Hoffnung, dass Nicht-Veganern schreckliche Dinge angetan werden, durch die die schwer verletzt werden, schwer erkranken oder sogar sterben, damit diese das gleiche Schicksal erleiden wie die Tiere, sie sie ihrer Meinung ermorden, vergewaltigen und verzehren.
Was will die Militante Veganerin?
Sie bezeichnet Tiere als “Tiermenschen” oder “Tierpersonen”, weil sie will, dass Tieren per Gesetz Rechte zugesprochen werden. Hier geht es insbesondere um das Recht auf Leben, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Gleichberechtigung. Das sind teilweise bürgerliche oder politische Menschenrechten, die auch im deutschen Grundgesetz (Artikel 2 und 3) und in vielen Verfassungen anderer Länder fest verankert sind.
Ist der Wille der Militanten Veganerin realisierbar?
Nein. Und das gilt wahrscheinlich für absolut jeden Planeten mit einigermaßen intelligenten Lebensformen. Aber bleiben wir mal beim Planeten Erde. Allein evolutionstechnisch und anatomisch betrachtet, sind Menschen Allesfresser (Omnivore): Unser Kiefer, unser Gebiss, unser Darm, unser Magen, unser aufrechter Gang, unsere fünf Finger, unser Gehirn, unsere Empathie-Fähigkeit zu Tieren und die Tatsache, dass uns Aas anwidert… all das spricht dafür, dass wir dazu geschaffen sind, so ziemlich alles außer verfaultes Fleisch zu essen. Wir sind also weder reine Fleischfresser (Karnivore), noch reine Pflanzenfresser (Herbivore) noch Aasfresser (Nekrophage). Natürlich steht es uns frei, uns auch anders zu ernähren und Teile unserer Ernährung wegzulassen, doch das führt bei bestimmten Menschen (Babys, Kleinkinder, Ältere Menschen, Menschen mit bestimmten Erkrankungen) unweigerlich zu gesundheitlichen Problemen. Menschen, die sich vegan ernähren, holen sich die fehlenden Nährstoffe, Mineralien und Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel in den Körper, was streng genommen einfach nur eine Methode ist, die Evolution auszutricksen. Dazu haben Nahrungsergänzungsmittel durch ihre Herstellung einen nicht zu vernachlässigenden nicht-veganen Fußabdruck und sind damit schlicht Heuchelei, wenn man wirklich über Tierwohl spricht.
Es bleiben viele offene Fragen
Wie definiert die Militante Veganerin überhaupt Tiere? Meint sie nur die rund 6.300 Säugetierarten, die rund 9.000 Vogelarten und die rund 32.500 Fischarten? Oder berücksichtigt sie auch die rund 7.000 Amphibienarten, rund 9.770 Reptilienarten, rund 1.000.000 Insektenarten, rund 100.000 Spinnenarten und rund 130.000 Arten von Wirbellosen? Sind Menschen, die Amphibien, Reptilien und Insekten essen, nicht auch Nicht-Veganer?
Auf welche Tiere bezieht sie sich? Auf Nutztiere oder auch auf Wildtiere und Haustiere? Würde man sich hier beispielsweise nur auf Nutztiere beschränken, würde man Tiere, die wild leben oder domestiziert gehalten werden dann nicht streng genommen benachteiligen?
Gedankenbeispiel
Die aktuelle Welt
Wildtiere leben entweder als Nicht-Haustiere unter uns wie beispielsweise Insekten oder Spinnen oder sie leben in der Wildnis. Die Rechte, die Tiere dort haben, entsprechen den Rechten, die sie sich selbst nehmen. Löwen töten unterlegene Tiere, um sich und ihre Herde zu ernähren. Andere Tiere töten ihre eigenen Artgenossen und zwar nicht nur, weil das Opfertier vielleicht krank oder schwach ist, sondern zum Teil einfach nur, um eine Rangordnung zu bestimmen, ihre Artgenossen zu schützen, aus reiner Tötungslist oder weil sie Hunger haben. Und wir reden hier nicht nur von Fleischfressern, sondern zum Teil auch von Allesfressern, Pflanzenfressern und Aasfressern. Außerdem gibt es da den Menschen, der unzweifelhaft die Rasse ist, die diese Welt dominiert, weil wir eben erheblich weiter entwickelt sind als jede Geschöpfe, die wir als Tiere bezeichnen. Und trotzdem gewähren wir den Tieren so einige Rechte und kümmern uns darum, dass sie nicht aussterben und so mancher tierische Lebensraum unangetastet bleibt.
Haustiere dagegen leben mitten unter uns. Egal ob Hund, Katze, Vogel, Fisch, Reptil, Insekt oder Spinne… wir kümmern uns um sie, sorgen uns um ihr Wohlergehen und bauen in vielen Fällen sogar eine emotionale Verbindung zu Haustieren auf, die einer menschlichen Beziehung in nichts nachsteht. Man kann sicherlich darüber diskutieren, ob es Haustiere überhaupt geben sollte, denn letztlich sind Haustiere Tiere, die ihrem natürlichen Lebensraum entrissen wurden oder – und das ist wahrscheinlich noch schlimmer – so gezüchtet wurden, dass die ehemaligen Wildtiere haushaltskonform gehalten werden können. Die aktuelle Expertenmeinung ist aber, dass die bloße Existenz von Haustieren nicht nur dem Menschen, sondern auch dem Haustier gut tut, da beide sowohl psychisch als auch körperlich vom gemeinsamen Miteinander profitieren.
Nutztiere dagegen sind Tiere, die gezüchtet wurden, damit sie irgendwann ihren Nutzen erfüllen und die ohne diesen Nutzen niemals existiert hätten. Viele Nutztiere dienen der Herstellung von Lebensmitteln und Kleidung, doch tierische Inhaltsstoffe sind auch in Medikamenten, Kosmetik, Düngemittel, Farbstoffe, Perlen und Schmuck enthalten. Und in vielen Fällen müssen die Hersteller nicht angeben, dass es sich um tierische Produkte handelt. Zugegeben: Tierische Lebensmittel sind nicht besonders effizient. Sie verbrauchen 83% der weltweiten Ackerflächen, entsprechen 57% der gesamten Lebensmittel, tragen aber nur zu 18% zum menschlichen Energiehaushalt bei.
Die Militante Veganerin kämpft eigener Aussagen nach gegen den Mord an Tieren, die Vergewaltigung von Tieren und die Misshandlung von Tieren. Sie meint damit, dass Tiere zum Nutzen der Menschen getötet, künstlich befruchtet und nicht artgerecht gehalten werden. Naja, wir haben ein Tierschutzgesetz, dass all das regelt, aber eben auch anerkennt, was Nutztiere sind, nämlich Tiere, die geschaffen wurden, um einen Zweck zu erfüllen.
Menschenrechte für Tiere
Was die Militante Veganerin will ist in vielerlei Hinsicht eine Gleichstellung von Tier und Mensch, die nicht durch das Tier gefordert, aber vom Menschen gewährt werden soll. Allein die Idee dahinter ist kompletter Irrsinn, denn es gibt Gründe, warum wir Menschen unser Miteinander durch Rechte und Gesetze organisieren.
Tiere sind weder in der Lage, vergleichbare Gesellschaften zu erschaffen, noch sie zu leben. Auch heruntergebrochen auf Familien gibt es im Tierreich keine Beispiele, in denen mehrere Familien (Rudel, Horden) friedlich neben einer oder mehreren anderen Familien existieren. Rechte und Gesetze nach menschlicher Vorlage gelten aber für die Gesellschaft insgesamt, in der unzählige Familien in Städten, Gemeinden, Bundesstaaten oder Ländern auf Basis der gleichen Rechtsprechung und Gesetzgebung miteinander koexistieren. Das ist in der Tierwelt nicht ansatzweise denkbar. Tiere sind keine Menschen und Tiere sind keine Tiermenschen. Und das würde auch ein Gesetz oder Recht nicht ändern.
Die Militante Veganerin bezieht sich in den nutzen, den Menschen aus Nutztieren ziehen und die Art, wie Tiere gezüchtet, gehalten und genutzt werden. Es geht also um Schweine, Rinder, Geflügel aller Art und vielleicht auch im Fische. Alles Tiere, die nicht existieren würden, wenn wir Menschen sie nicht züchten würden. Meiner Meinung nach ist die Überzeugung, dass wir mit allem, was wir selbst erschafft haben, auch umgehen dürfen, wie wir es für richtig halten, aber ebenso kompletter Schwachsinn, denn immerhin sprechen wir hier von Lebewesen. Aber genau das haben die Menschen – zumindest dann, wenn es Tierschutzgesetze gibt – auch verstanden. Viele Bauern und Landwirte haben auf artgerechte Haltung umgestellt, die wir so definieren, dass die Tiere Zeit ihres Lebens frei von Schmerz und Leid sind und ein gesundes Leben führen, in dem sie sich wohlfühlen. Bei Hühnern sprechen wir hier von Freilandhaltung mit Wiese, Sand und Erde, sowie Bäumen, Hecken und Sträuchern in Gruppen von etwa 20 Hühnern. Bei Schweinen sprechen wir von einer Haltung auf weichen, sauberen und trockenen Untergründen. Bei Kühnen von genügend Weidefläche und sauberen Liegeflächen und der Möglichkeit, Abstände zwischen Tieren verschiedener Ränge einhalten zu können. Bei Fischen von ausreichend Wasser, ausreichend Becken und nicht zu viele Arten pro Becken.
Dass das Ganze etwas anders aussieht, wenn wir von Massentierhaltung sprechen, ist nicht abzustreiten. Massentierhaltung ist per Definition die Tierhaltung, wenn Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum gehalten werden und der geringstmögliche Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung angestrebt wird. Das Resultat ist augenscheinlich: Viele Tiere auf engstem Raum, kaum Freilauf, kaum Sonnenlicht, kaum Frischluft, kaum Bewegung, kaum Beschäftigung. Natürlich geht es aber auch hier um den Einsatz bestimmter Futtermittel und Medikamente.
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