BuddyHoli

Künstliche Intelligenz ist großartig, aber angsteinflößend

Der größte Teil unseres Lebens ist schon heute mit intelligenten Geräten ausgestattet. Unsere Smartphones tracken, was wir wann und wo tun, Bonuskarten halten fest, wann wir was zu welchem Preis bei welchem Shop kaufen, Sprachassistenten steuern alles, was sich mit ihnen verbinden lässt und smarte Häuser automatisieren Zugänge, Licht, Heizung und noch so viel mehr. Und obwohl wir wissen, dass Daten in Hülle und Fülle gesammelt werden, vertrauen wir darauf, dass die Datenschutzrichtlinien in unserem Heimatland ausreicht, um unsere Privatsphäre zu schützen und uns trotzdem das Leben so angenehm wie möglich zu machen. In den letzten Monaten wurden ChatGTP (OpenAI, Microsoft) und Bard (Google) vorgestellt und haben für kontroverse Diskussionen gesorgt. Beides sind KI-Assistenten, die auf eine sehr humanoide Weise unsere Fragen beantworten und uns viel Arbeit abnehmen können. Solche KIs verfügen über sämtliches öffentliches Wissen und können Wissensfragen beantworten, Artikel, Geschichten und Hausaufgaben verfassen, komplexe Themen verarbeiten, Aktien- und Wechselkurse vorhersagen und sogar Programmieren. KIs lernen mit der Zeit durch die Eingaben der Nutzer, doch weil Nutzer theoretisch alles eingeben können, können fahrlässige Eingaben (personenbezogene Daten, unternehmensinterne Daten) dazu führen, dass diese Daten von Fremden überall auf der Welt abgerufen und genutzt werden können. Der Umgang mit KI sollte also nicht dem Zufall überlassen werden.

In den letzten Tagen habe ich mir eine Netflix-Serie namens “The Future of”  (deutscher Titel: Was bringt die Zukunft für?) angeschaut. Eine Netflix-Dokumentation, in der es im wesentlich darum geht, wie KI, 3D-Druck und Genetik unser Leben in der nahen und fernen Zukunft verändern können. Keine Frage, die Serie ist interessant und regt zum Staunen an, allerdings bei jedem einzelnen Themenbereich auch zum Nachdenken, weil wieder einmal klar wird, dass Menschen Dinge tun, die sie nicht tun sollten, weil sie nicht oder nicht genug über die Konsequenzen ihres Handelns nachdenken.

Die Episoden der Serie heißen Dogs (Hunde?), Dating (das Dating?), Houseplants (Zimmerpflanzen?), Gaming (das Gaming?), Space Vacations (den Weltraumtourismus?), Cheeseburgers (Cheeseburger?), Life After Death (das Leben nach dem Tod?), Sports (den Sport?), Skyscrapers (Hochhäuser?), Fashion (die Mode?), Headphones (Kopfhörer?), Health (die Gesundheit?). Und spätestens beim Lesen der Episoden-Titel wird klar: Die Bereiche, in denen Wissenschaft mit und Dank KI hervordringen kann, sind überall und viel breiter gefächert als wird vielleicht zu glauben dachten. Insgesamt bleibt die Serie leider oft viel zu sehr an der Oberfläche, doch bereits das reicht aus, um für Vieles eine Art Vorfreude zu entwickeln, allerdings gepaart mit der Angst davor, dass all diese Zukunftsvisionen auch einen extrem schädlichen Einfluss nehmen können.

Die Episode “Dogs” beispielsweise beginnt mit den Fragen: Wie können wir besser für unsere Hunde sorgen, sie verstehen und besser auf ihre Bedürfnisse eingehen? Kein schlechter Grundgedanke. Faktisch gibt es bereits unzählige Projekte und Entwicklungen, die versuchen, die Sprache der Hunde in menschliche Sprache zu übersetzen und mit Lauten oder Gerüchen zu antworten. Und es gibt Ansätze, Hunden eine Art globale Kommunikation zu ermöglichen, beispielsweise in einer Art Internet oder virtuellem Begegnungsraum. Die meisten Hundebesitzer kriegen an dieser Stelle wahrscheinlich feuchte Augen. Wie schön wäre es, wenn mir mein Hund sagen könnte, warum er bellt oder ängstlich aussieht. Wie schön wäre es, wenn mein Hund mir sagen könnte, was man für ihn tun kann, damit es ihm besser geht? Wie schön wäre es, wenn man dem Hund auf irgendeine Weise antworten könnte, beispielsweise “Das ist der Postbote, er stellt keine Gefahr dar”. Ein Traum, nicht wahr?

Nein! Denn so schön solche Vorstellungen auch sind, muss man auch die Kehrseite dieser Kommunikation bedenken. Will man als Hundehalter, dass der Vierbeiner auf einmal Dinge sagt wie “Du stinkst”, “Du bist hässlich”, “Ich hasse dich” oder “Ich will hier nicht wohnen”? Möglicherweise würde man schon zu Beginn der Mensch-Hund-Partnerschaft verhindern können, dass ein Hund zu Menschen oder in eine Umgebung kommt, die er nicht mag. Aber will man sich als Hundehalter nicht seinen Hund aussuchen können? Wie sehr sind wir Menschen bereit, auf unsere Rechte als Hundehalter zu verzichten und im Gegenzug dem Hund zu erlauben, sich seinen Halter auszusuchen, falls er denn überhaupt einen möchte? Wer ist das Haustier, wenn sich der Hund den Menschen aussucht? Und was ist mit Rechten und Gesetzen? Hätte ein Hund, der sich uns mitteilen kann, nicht Anspruch auf Persönlichkeitsrechte? Diese Episode bewies: KI ist etwas großartig. Aber sie kann Großartiges genau so leicht zerstören wie erschaffen.

Eine weitere Episode trägt den Titel “Gaming”. Natürlich geht es hier um AR (Augmented Reality), also um die Überlagerung der Realität mit virtuellen Elementen. Es gibt bereits so viele verschiedene AR-Gadgets, doch die Bekanntesten sind wahrscheinlich AR-Brillen, also Brillen, durch die man die Realität sieht, die aber hierzu passende und gewünschte Informationen anzeigen wie beispielsweise die gewählte Route, Restaurants in der Nähe, Deals in der Umgebung oder einfach nur historische Informationen zu Bauwerken, Kirchen und Ähnlichem. Auf den Gaming-Sektor übertragen muss man wahrscheinlich zwischen AR und VR (Virtual Reality) unterscheiden. Während AR virtuelle Dinge als Ebene über die Realität legt, wird bei VR die Realität durch eine künstliche Realität ersetzt. Gaming auf AR-Ebene könnte in seiner einfachsten Form stilisierte oder irgendwann auch sehr realistisch dargestellte Gegner erscheinen lassen, denen sich der Spieler dann entledigen muss. Auch Hindernisse oder Wegpunkte sind denkbar oder einfach Autos, die in Rennen gegeneinander antreten und mit einem externen Gerät gesteuert werden. Gaming auf der VR-Ebene versetzt den Spieler in einer Welt, in der er sich beliebig bewegen kann und die keine erkennbaren Verbindungen zur Realität enthält. Alles wirkt wie ein Computerspiel, nur dass man sich mitten in dieser virtuellen Welt befindet, statt sie nur durch einen Monitor zu betrachten. Und irgendwann, wenn die Qualität der dargestellten Inhalte ansteigt, könnte diese virtuelle Welt genau so realistisch aussehen wie die Welt, in der wir normalerweise leben.

Auch hier stellt sich diese eine Frage: Wollen wir das? Solange wir die Möglichkeit haben, uns in einem virtuellen Raum auf realistische Art und Weise zu bewegen, also beispielsweise in dafür eigens entwickelte Vorrichtungen oder in dafür hergerichtete Räume, spricht sicher nichts gegen eine virtuelle Erfahrung. Gefährlich wird es überall dort, wo die Realität ein Hindernis bereit hält, das in der virtuellen Welt nicht vorhanden ist. Und dann ist es auch sicher noch eine Frage der Art und Weise, wie AR- und VR-Informationen Teil unserer Wahrnehmung werden. Schon heute weiß man, dass die lange Nutzung von VR-Headsets dazu führen kann, dass wir die Realität anders wahrnehmen als ohne Verwendung eines VR-Headsets. Wahrscheinlich sind wir aber in der Lage, eine einigermaßen stabile Psycho vorausgesetzt, Realität und Virtualität zu unterscheiden, solange wir selbst die Möglichkeit haben, den virtuellen Stecker zu ziehen.

Anders wird das aber, wenn uns AR- und VR-Informationen auf andere Weise in unser Wahrnehmungsfeld geschoben werden. Die Vorstellung, dass eine Art Neuralinterface die Wahrnehmung der Realität in eine Wahrnehmung der Virtualität umwandelt, ohne dass wir es merken oder ohne dass wir uns der Virtualität bewusst sind, macht mir persönlich Angst. Man stelle sich einfach vor, wozu jemand fähig wäre, der im Rahmen eines virtuellen, aber hochrealistischen Action-Shooters plötzlich in die Realität katapultiert wird und dann einfach weiter macht mit dem Töten. Und was ist mit den vielen labilen Menschen, die sich in der virtuellen Realität Fähigkeiten aneignen, um diese auf die Realität anzuwenden.

BuddyHoli

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